Wie das Amen in der Kirche war früher ein Messetermin. Ob die Messe Bau (München), die Messe ITB (Berlin), oder die Buchmesse (Frankfurt), waren Präsenztermine die wie in Stein gemeißelt feststanden. Ganzen Branchen habe ihre Innovationen auf diese Termine hin entwickelt, Reisende aus der ganzen Welt sind dafür nach Deutschland gekommen – dem Weltmarktführer für Messen. Deutschland besitzt nach wie vor die größten Messegelände der Welt und ist weltweit anerkannt als TOP Durchführer von Veranstaltungen.
Auf Messen haben Unternehmen aus der ganzen Welt, Marken, Mitarbeiter, Produkte oder Dienstleistungen präsentiert.
Die Ziele der Aussteller waren Neukundengewinnung, Kunden- und Imagepflege.
Die Besucher haben Innovationen und Lösungen für eigene Herausforderungen gesucht.
Und heute? Die Ziele bleiben, aber der das Marketinginstrument Messe (so wie man es bisher kannte) entfällt bzw. ist im Wandel.
Die Pandemie als Digitalisierungsbooster für die Veranstaltungsbranche
Der Pandemie muss man zugutehalten, dass sie zentrale und überfällige Entwicklungen um Jahre beschleunigt hat – und Messegesellschaften in der Digitalisierung neues Wachstum erschließen müssen. Aber das zwingt sie auch in völlig neue Geschäftsmodelle und dazu, aus „Messe“ schnell mehr zu machen. Heute bieten Veranstalter verschiedene Möglichkeiten wie „digital extended“, „hybrid“ oder „komplett digital“. Sie versprechen neben „maximaler Reichweite“ auch „sichere Hygienekonzepte“. Sogar Aktionärsversammlungen lassen sich heute mit Einsatz von professioneller Technik einwandfrei und sicher durchführen.
Vorteile von Online Veranstaltungen sind:
- Bequem und zeitlich flexible in den Arbeitskalender integrierbar
- Einfacher Zugang zu Plattformen, ohne viel Einweisung
- Sicherheit durch kein Verreisen
- Zeitsparend und kostengünstig
- Umweltfreundlicher ohne Reisetätigkeit
- Höhere Reichweite seitens des Veranstalters
- Dank Matchmaking-Tools gezielte Vernetzung
Nachteile von Online Veranstaltungen sind:
- Nur mit zwei Sinnen die Veranstaltungen erleben
- Am Computerbildschirm ist es schwer lange konzentriert zu bleiben
- Erfordert Selbstdisziplin und Selbstmotivation
- Erfahrungen können nur allein reflektiert werden
- „Zufällige“ neue Kontakte sind schwerer zu finden
- Exit Button ist schnell gedrückt
Alleingang ist das neue How-to
Doch die Verunsicherung, ob eine Veranstaltung stattfinden wird oder nicht überfordert häufig die Unternehmen. Beim Aussteller führt das zu einer neuen Entwicklung und die es seit Jahren schon im B2C Markt gibt. Der Alleingang.
Die neuen digitalen Messeangebote steigern zwar die Möglichkeiten an Veranstaltungen teilzunehmen – mehr Teilnahmen bedeutet aber zugleich mehr Kosten für den Aussteller. Die Unternehmensbudgets sind aber in der Regel knapper geworden bzw. werden in andere Marketingkanäle gelenkt. Viele sagen Messeteilnahmen schon für 2021 komplett ab, ob hybrid oder digital.
Aussteller probieren sich aus und versuchen Vertrieb und Marketing neu aufzustellen. Dabei schaut man auch gerne was machen die Erfolgreichen und/oder ganz Großen, wie z.B.: Mercedes, BMW & Co. Da lernt man, dass Produkteinführungen und Weltpremieren komplett Online durchgeführt werden, z.B. auf Instagram.
Wer es sich leisten kann/will, baut seinen Showroom um, oder gar aus und schafft so vor Ort in der Nähe des Unternehmens, Erlebniswelten. Hier hat man dann auch die alleinige Verantwortung für das Hygiene-Konzept.
Wie die Zukunft von Veranstaltungen aussehen wird
B2B-Veranstaltungen bleiben auch in Zukunft ein zielführendes Instrument der Unternehmenskommunikation. Die Formate werden sich ständig weiterentwickeln, denn auch nach Covid-19 wird es kein Zurück in 2019 geben.
Weniger Verreisen, weniger Präsenzmeetings, dafür mehr Home-Office-Tage und mehr Online-Veranstaltungen – das sind jetzt schon langfristige Veränderungen im Arbeitsverhalten.
Dabei findet heute unter Online-Veranstaltungen so vieles statt, z.B.: Konferenzen, Messen, Schulungen, Sport-Wettbewerbe, Konzerte und sogar Weihnachtsfeiern.
Die Range ist groß, die Qualität und Sinnhaftigkeit wiederum eine andere Frage. Denn nichts kann eine Präsenzveranstaltung ersetzen, oder doch?
Wie immer wird der Kunde /Besucher entscheiden was er/sie möchte. Viele Menschen haben für sich erkannt, dass es in Zukunft um Qualität der besuchten Formate geht, ob Onlineveranstaltung, oder hybride Veranstaltung oder ganz als Präsenzveranstaltung.
Bei dem Faktor Qualität wird es einiges an Entwicklungen geben. Aus der Perspektive des Besuchers/ Kunden werden Features entwickelt für die Needs: wie kommt man an adäquate Lieferanten und Innovationen.
Aus der Perspektive des Lieferanten / Ausstellers wird es mehr um nachweisbare Erfolge gehen, denn die Unternehmensziele bzgl. Markenkommunikation, Absatzziele und Kontaktziele müssen zufriedenstellen sein.
Das verlangt eine Weiterentwicklung von allen Formaten. Bei den hybriden und digitalen Formaten wird der Fokus auf Leadgenerierung, Networking und Produktpräsentation liegen. Und das in Markenkonformen Umfeld, kosteneffektiv und nutzerfreundlich.
Eigene Mitarbeiter aus verschiedenen Bereichen wie Technik, Vertrieb, Support usw. werden mehr die Rolle der Unternehmenskommunikation übernehmen.
Veranstaltungen in Zeiten von Covid-19 verlangen von allen Stakeholdern einen Change of Mindset, eine zeitgemäße Neuausrichtung der Marketingmaßnahmen, ständig weiterentwickelt an die Zielgruppe und Ziele.