von Susanne Busshart
Viele von uns sind seit Corona gewöhnt, aus dem Arbeitszimmer heraus ihren Job zu erledigen. Sei es per Telefon oder per Videokonferenz, per Teams, Zoom oder wie die Softwaretools zu Collaboration alle heißen.
Es ist dabei erstaunlich, aus welchem Umfeld heraus manche Menschen sich in die Online-Konferenzen oder zu den Videocasts anmelden. Ich habe erlebt, dass die tollsten Designer und Architekten aus eher spießigeren Wohnzimmern berichten, Digitalkollegen, die technisch sehr versiert sind und die Arbeit aus dem Homeoffice schon seit langer Zeit praktizieren, vor einer weißen Wand sitzen. Führungskräfte nahrhafter Konzerne lenken
ihre Teams 11 Stunden am Tag von einem unbequemen Küchenstuhl aus Holz in ihrer privaten Küche.
Wie wird das mit dem Home Office weitergehen?
Ich beschäftige mich seit langer Zeit mit Multispace nach Fraunhofer und bin sehr überzeugt von diesem Ansatz des aktivitätsbasierten Arbeitens. Die Firmen, die nach dieser Philosophie ihre Arbeitsflächen gestalten, haben dies getan, indem sie jedem Mitarbeiter, zu jeder seiner Aufgaben, den passenden Arbeitsplatz liefern. Das ist gut so und sorgt für Bewegung – physisch wie psychisch. Was bedeutet Multispace? Wenn der Mitarbeiter gerade eine ruhige und abarbeitende Tätigkeit ausführen möchte, benötigt er oder sie einen Schreibtisch oder vielleicht sogar einen Quietroom. Wenn Kollegen sich updaten, informieren, also schlicht kommunizieren wollen, brauchen sie eine Kommunikationszone. Und wenn gemeinsames Arbeiten auf dem Plan steht, hilft ein Workshopraum oder eine agile Fläche, die Tätigkeit perfekt zu erfüllen. Zumindest war dies bis zum Aufbauschen von COVID19 so. Dann kam für viele das Home Office.
Status quo @home
Was bedeutet das für die Zukunft, wo wir doch jetzt unsere Arbeit im Home Office so gut finden? Wenn man sich neue Studien anschaut, sieht man, dass auf Dauer Menschen sich schon auch physisch treffen wollen. Wir merken das an uns selbst, oder findest Du nicht? Wir sind soziale Wesen und suchen den Kontakt zueinander. Im privaten Umfeld belastet
es Viele von uns, dass wir uns weniger sehen, weniger zusammen feiern und letztendlich auch weniger zusammen arbeiten.
Aber auch aus Unternehmenssicht ist es sehr wichtig, dass die Mitarbeiter wieder face-toface kommunizieren und sich treffen. Nur so wird Geschwindigkeit erreicht, so wird Innovationsfähigkeit erhalten und so wird Wissenstransfer gewährleistet.
Ideal wäre es natürlich, wenn wir für die Konzentrationsarbeiten im Home Office sein könnten. Und Kollaboration und Kommunikation in den Firmen stattfinden könnte. Aber soll das Home Office so bleiben, wie es ist, den Stellenwert behalten, den es jetzt hat? Nicht jeder hat die Möglichkeit, überhaupt ein Home Office einzurichten. Ich kenne Kollegen, die wirklich gut verdienen, die trotzdem einen ganzen Tag lang mit ihrem Laptop im Wohnzimmer auf der Couch sitzen. Das kann ergonomisch nicht gerade förderlich sein.
Ich kenne Wenige, die ihre Umgebung wirklich optimiert haben, generell aber auch vielleicht speziell für einen Video-Arbeitsplatz. Warum ist das so? Manchmal fehlt das Knowhow, oft der Platz oder die finanziellen Mittel. Auch technisch gesehen: Ganz viele haben sich irgendwelche Hintergrundbilder downgeloaded, damit sie gar nicht mehr auf ihren Hintergrund im Raum, sprich in Wohnzimmer, Küche oder gar Schlafzimmer achten müssen. Der wird ja schließlich im Rahmen der Kommunikationstools während der Meetings meist sichtbar.
Konzepte für die Zukunft
Ich wage zu behaupten, dass sich hier Einiges ändern wird. In der Technologiebranche, aus der ich komme, ist es schon lange so, dass man keinen Arbeitsvertrag mehr unterschreiben würde, wenn das technische Equipment des potentiellen neuen Arbeitgebers nicht dem entspricht, was man selbst nutzt. Das heißt, würde man mir ein altes iPhone anbieten, würde ich diesen Arbeitgeber nicht wirklich ernst nehmen und erst
recht keinen Arbeitsvertrag unterschreiben.
Das Gleiche passiert im Büroumfeld. Immer wichtiger wird es potentiellen Mitarbeitern, dass die Ausstattung im Arbeitgeber-Unternehmen qualitativ dem entspricht, was man zuhause hat. Man verbringt schließlich soviel Zeit in einer Firma, dass man keine Abstriche machen möchte. In einem schicken Büro wird weiterhin von vielen Menschen eine gewisse Wertschätzung des Mitarbeiters gesehen.
Was nehmen wir mit in die Zukunft?
Interessant ist, dass viele Büroarbeitskräfte, die im Home Office sitzen, gelernt haben, selbstorganisierter zu arbeiten. Viele, die vorher gedacht haben, Sie können mit den digitalen Softwareprogrammen nicht umgehen, haben sich sehr schnell daran gewöhnt und haben die Vorteile schätzen gelernt.
Genauso positiv wird die erweiterte Flexibilität wahrgenommen, die durch das Home Office erzielt wird. Zum Beispiel findet man die Zeitersparnis durch das Wegfallen der Strecke ins Büro als super positiv wahrgenommeen. Diesen Punkt sehen die meisten Home Office
Worker übrigens als das größte Argument für das Bestehenbleiben des Home Offices an.
Umso erstaunlicher finde ich, dass man so wenig Energie in die Ausstattung des eigenen Büros zuhause legt. Sicherlich könnte man argumentieren, dass die Bundesregierung noch zu wenig tut. Bislang gibt es zu wenige steuerliche Vergünstigungen für das Arbeitszimmer und alles, was dazu gehört. Aber wer konnte denn ahnen, dass wir plötzlich so viel mehr Zeit dort verbringen als in der Vergangenheit.
Rahmenbedingungen wandeln sich
Auch sind Arbeitgebern oft die Hände gebunden. Sollen sie nun die Arbeitszimmer ihrer Mitarbeiter sponsern? Viele Unternehmen können aus datenschutzrechtlichen Gründen überhaupt nicht verantworten, dass Mitarbeiter im Home-Office mit gewissen Daten arbeiten. Außerdem sind Ergonomie – denken wir zurück an den Küchenstuhl oder die Couch – arbeitsschutzrechtliche Anforderungen oder Ähnliches, im Home-Office gar nicht zu gewährleisten. Hier gibt es sicherlich viele Facetten zu berücksichtigen und noch viel zu tun – aber die ersten Ansätze sind spannend.
Kurzfristig würde ich dazu appellieren: Nehmt doch Euler Glück @home selbst in die Hand. Mein Home Office habe ich während der Coronazeit erst einmal grün gestrichen, weil Grün eine Farbe ist, die gerade nicht nur hipp ist, sondern auch Stress reduzierend und Wohlbefinden steigernd auf uns wirkt. Ich habe mir tolle neue Möbel angeschafft, da ich nicht die weltbesten Konzepte zum Thema Future Workplace schreiben und selbst in
unpassenden Möbeln sitzen kann. Und gespart habe ich an anderer Stelle, da ich bislang nicht mehr so viel reisen kann. Als Joker habe ich für mich selbst Mindfulness@work praktiziert, in dem ich mir ganz tolle Bilder selbst kreiert habe. Schaut euch meine Fotos dazu an und lasst mich wissen, ob es euch gefällt.
Ich persönlich habe Corona weiterhin dazu genutzt, mein erstes Buch: FreiRaum – zum Thema Räume nach außen und innen – fertig zu stellen. Es kommt in den nächsten Tagen auf den Markt. Solltest du also mehr Interesse an diesem Thema haben, kann ich mir vorstellen, dass dir das Buch gefällt: www.diary.digital/Freiraum
Melde Dich gerne bei mir zu Anregungen, Tipps, Austausch via s.busshart@sbcdigital.de oder über alle gängigen Social Media Kanäle.
Ich hoffe, ich konnte Dich inspirieren. Bleib gesund,
Deine Susanne Busshart